Interview mit dem Sommelier André Senoner

„Mittlerweile ist es ein echter Klassiker in Alta Badia“, – so eröffnet André Senoner das Gespräch über die Veranstaltung Der Sommelier auf der Piste. André, Jahrgang 1992 und aufgewachsen in den ladinischen Tälern Südtirols, zählt heute zu den vielversprechendsten und qualifiziertesten Verkostern der italienischen Weinszene. Nach seinem Abschluss zum professionellen Sommelier der Italienischen Sommeliervereinigung hat er zahlreiche Branchenwettbewerbe gewonnen und wertvolle Erfahrungen in renommierten Sterne-Restaurants gesammelt. Neben seiner Tätigkeit als Berater arbeitet er auch als Dozent und verantwortet seit der ersten Ausgabe die Auswahl der Weine sowie die Ausbildung des professionellen Teams hinter Der Sommelier auf der Piste.
Wir wollten von ihm wissen, wie sich eine Weinverkostung auf 2.000 Metern Höhe anfühlt, und haben ihn gebeten, uns an dieser besonderen Erfahrung teilhaben zu lassen.

Wie ist das Projekt entstanden?

Der Sommelier auf der Piste wurde 2016 auf fast pionierhafte Weise ins Leben gerufen. Wir gehörten zu den ersten, die einen derart originellen und innovativen Ansatz wagten. Unsere Idee war es, den Wein aus seinem gewohnten Rahmen wie Degustationsräumen oder Restaurants herauszulösen und ihn an einen magischen Ort zu bringen – nach Alta Badia. Hier vereinen sich eine bezaubernde Landschaft, herausragende Gastronomie, ein Netz an außergewöhnlichen Berghütten und ein neugieriges, weinaffines Publikum – kurzum: der perfekte Ort. Und tatsächlich hatte das Konzept von Beginn an Erfolg.

Was erwartet uns?

Die Veranstaltung findet zweimal im Monat zwischen Dezember und März statt und richtet sich an Skifahrer:innen – allerdings muss man keineswegs ein Profi sein. Denn die Gruppen werden nicht nur von einem Sommelier begleitet, sondern auch von einem Skilehrer. Gestartet wird nach dem Mittagessen, am frühen Nachmittag. Die Route umfasst zwei Etappen und es werden insgesamt vier Weine verkostet. Unsere Idee ist es, die Weine unter freiem Himmel zu degustieren und dabei den Ausblick auf das Tal zu genießen. Sollte das Wetter jedoch nicht mitspielen, nutzen wir die Gelegenheit und kehren in den Hütten ein, um dort zu entspannen. Sie sind wahre Kleinode, geprägt von der Südtiroler Kultur, und Botschafter unserer lebendigen Traditionen.

Wie wählst du die Weine aus?

Der Sommelier auf der Piste ist das Ergebnis einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Alta Badia Brand, dem Konsortium Südtirol Wein und der Italienischen Sommeliervereinigung Südtirol. Mittlerweile sind wir wie eine große Familie und die Weinauswahl ist entscheidend für den Erfolg der Veranstaltung. Zum Glück können wir in dieser Region mit absoluten Spitzenweinen aufwarten. Wir schnüren thematische Pakete und achten darauf, die Vielfalt der Weine sowie alle Winzer:innen des Landes miteinzubeziehen. So präsentieren wir bei der Verkostung der Rotweine etwa immer einen Lagrein aus Gries oder einen Pinot Noir aus Mazon, Glen oder Eppan Berg. Bei den Weißweinen kommen Gewürztraminer aus Tramin, typische Sorten des Eisacktals wie Sylvaner und Kerner sowie Weißweine aus Terlan ins Glas. Besonders beliebt sind auch die Verkostungen mit Fokus auf Schaumweinen oder Weinen aus biologischem und biodynamischem Anbau.

Wer sind die Teilnehmer:innen und was macht die Verkostung in den Bergen für dich so besonders?

Das Publikum ist sehr heterogen und kommt aus verschiedenen Teilen der Welt. Wir verzeichnen eine hohe Beteiligung von Tourist:innen aus Nordeuropa, Asien und den USA. Aber auch Italiener:innen sowie Einheimische sind von der Idee fasziniert, in der Höhe hervorragende Weine zu genießen. Die meisten Gäste sind etwa 35 Jahre oder älter und schätzen das dynamische Format der Veranstaltung sehr. Mir ist es wichtig zu betonen, dass wir stets die höchsten Sicherheitsstandards einhalten und die gesetzliche Alkoholgrenze strikt beachtet wird. Dieser Aspekt ist uns besonders wichtig – alles wird genau geplant, um Risiken zu vermeiden.
Persönlich kann ich sagen, dass Der Sommelier auf der Piste mir sehr am Herzen liegt. Es fühlt sich wie ein Ritual an, das selbst mich, der täglich Weine verkostet, immer wieder aufs Neue überrascht. Die Kulisse von Alta Badia schenkt mir dabei eine bemerkenswerte geistige und sinnliche Klarheit und ermöglicht es mir, in einen besonderen Dialog mit dem Wein zu treten.